Große Erzählungen. – Buch gebraucht kaufen

377660641X

(ISBN-13: 9783776606416)

gebraucht; gut

540 g

Deutsch

445 Seiten, Buchrücken und Einband lichtrandig 8°, Leinenband
Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch erschien im November 1962 in der Moskauer Zeitschrift Nowy Mir als das Erstlingswerk Alexander Solschenizyns, der 1970 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Der Roman schildert einen Tag aus dem Leben eines Häftlings in einem sowjetischen Gulag. Die Veröffentlichung in Solschenyzins Heimat war nur möglich, weil sich die Sowjetunion 1956 auf dem XX. Parteitag der KPdSU vom Personenkult um Josef Stalin gelöst hatte. Doch Unerfreuliches - die stalinschen Säuberungen, massenhafte Zwangsarbeit und Straflager - wurde dabei gerne bagatellisiert und dem Übereifer von Personen am Rande des Verantwortungsbereiches zugeschrieben, so dass auch diejenigen Mitglieder der neuen Führung der Sowjetunion, die schon in der Zeit des Stalinismus Verantwortung getragen hatten, von jeglicher Schuld freigesprochen werden konnten. Solschenizyns Roman fiel so in eine Zeit, die vom Klima der vorsichtigen Aufarbeitung der Verbrechen der Stalin-Ära gekennzeichnet war. Der Roman wurde schon bald im westlichen Ausland bekannt. Bereits ein Jahr nach seiner Veröffentlichung erschien seine amerikanische Übersetzung, der rasch auch eine deutsche Fassung folgte. Caspar Wrede verfilmte das Buch 1970 mit Tom Courtenay in der Titelrolle. Generell muss man bei der Bewertung des Lebens und Rezeption des Werkes von Alexander Issajewitsch Solschenizyn davon ausgehen, dass er als Russe einer anderen Mentalität und Kultur angehört als die Mitteleuropäer. Das wird in seinen Werken außerordentlich deutlich. Noch klarer und zugleich drastischer für ihn und seine "Bewunderer" im Westen nach seiner Ausbürgerung aus der UdSSR 1974 sowie dem Versuch sich als Mensch und Künstler in der westlichen Welt zurecht zu finden. Das war in zweierlei Hinsicht zum von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Bereits nach wenigen Wochen seines Aufenthaltes in der BRD wurde den Personen um ihn herum klar, ein Solschenizyn passt nicht in die Vorstellungen des Westens und für ihn selbst wurde spätestens nach seinem Umzug in die USA deutlich, er war hier fehl am Platze, ein Russe wie er musste an seine Wurzeln zurückkehren. Doch was heißt das in der Betrachtung seiner Biografie, in der Einordnung seines Werkes? Das beginnt bereits mit der Sprache: Im Russischen gibt es für den Begriff "Freiheit" zwei unterschiedliche Wörter. Das Wort "???????" das im aufklärerischen Sinne meint, frei zu Handeln aber auch dabei das Handeln anderer zu akzeptieren. Das zweite russische Wort ist "volja" und bedeutet völlig ungebunden zu sein. Gemeint ist damit ein eher anarchistisches Frei sein von Allem, von jeder Verantwortung, ein zielloses Umherstreifen im Sinne eines Tuns aber auch einer geistigen Betätigung. Dabei geht es zumeist nicht um ein festes oder klares Ziel. Sondern der russische Mensch begibt sich auf eine Reise, bei der nicht das Ergebnis, sondern einfach nur das Umherwandeln des Körpers, Geist und Seele eingeschlossen, das eigentliche Ziel ist. Und sehr oft passiert es Rezensenten, ihn dabei genau auf das falsche Pferd zu setzen.

1974.

22.01.2019

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