Die Erben - Kinder von Tschernobyl – Buch gebraucht kaufen

leichte Gebrauchsspuren

26,5 x 20,5 cm

110

670 g

Hannover

Hardcover/gebunden

Deutsch

Am 26. Mai 1991 landete das erste Flugzeug mit weißrussischen Kindern aus den von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl verstrahlten Regionen im Südosten Weißrusslands auf dem damaligen Fliegerhorst Ahlhorn bei Oldenburg. Die Kinder kamen noch aus der zerfallenden Sowjetunion, waren noch nie im westlichen Ausland gewesen und reisten ohne Pass und Visum ein. Niemand ahnte damals, dass 25 Jahre später noch immer Kinder aus dieser Region zur Erholung in unsere landeskirchlichen Gemeinden reisen werden.

Die Tschernobyl-Hilfe der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ist eine besondere Erfolgsgeschichte. Eine Basisinitiative, angestoßen von der damaligen landeskirchlichen Synodalen Evelyn Stoevesandt und ihrem Mann Hanspeter. Die beiden trafen auf einer Reise für Frieden und Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion in Minsk mit Menschen zusammen, die die bis dahin geheim gehaltenen Tschernobyl-Folgen öffentlich machten. Tief bewegt von diesen Begegnungen und den eindringlichen Bitten um Hilfe setzte sich das Ehepaar Stoevesandt nach ihrer Rückkehr dafür ein, dass Kinder aus den verstrahlten Regionen zur Erholung nach Niedersachsen kommen konnten und der Region Gomel medizinische und humanitäre Hilfe zuteil wurde.

Innerhalb kürzester Zeit fanden sich zahlreiche Kirchenkreise, die mitwirken wollten, und die Synode unserer Landeskirche fasste einen entsprechenden Beschluss. 1994 bildeten die beteiligten Kirchenkreise die Arbeitsgemeinschaft »Hilfe für Tschernobyl-Kinder«. Sie lebt von dem beeindruckenden und bedeutenden Engagement zahlreicher Ehrenamtlicher auf allen Ebenen. Viele Vernetzungen und Verbindungen in die örtliche und regionale Gemeinschaft prägen diese Arbeit: Vereine, Feuerwehren, Kinder- und Jugendverbände und kirchliche Gruppen beteiligen sich am Aufenthaltsprogramm der Kinder, Einzelhändler stiften Schuhe oder anderes, vor Ort wird das Geld für das Programm der Gäste gesammelt.

Als Landeskirche unterstützen wir diese Arbeit des ehrenamtlichen Engagements gern. Diese Hilfe dient den Menschen und vor allem den Kindern in den verstrahlten Gebieten, die weiterhin Opfer der atomaren Katastrophe sind.

In den Jahren 1991-2015 sind über 25000 weißrussische Kinder und Betreuer im Rahmen unserer Hilfsaktion zur Erholung nach Niedersachsen gekommen. Inzwischen kommen schon die Kinder der ersten Tschernobyl-Kinder, die sich in den neunziger Jahren bei uns erholten. Manche deutsche Gastfamilie hat seit über zwanzig Jahren Kontakt zu der Familie des weißrussischen Gastkindes und die Lebensphasen des Gastkindes begleitet.

Mein besonderer Dank gilt den Aktiven in den Kirchenkreisen: Den Gasteltern, den Organisatoren und natürlich allen Unterstützern und Sponsoren vor Ort. Ohne diese Menschen gäbe es die Tschernobyl-Aktion nicht.

Es ist bemerkenswert, wie aus dieser Katastrophe etwa Gutes erwächst, jedes Jahr wieder, und das schon zum 25. Mal. Dafür danken wir Gott, der aus allem, wie Dietrich Bonhoeffer sagt, »auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.«

2016

BN38106KÜSE24.8