Metternich – Buch gebraucht kaufen

3860478133

(ISBN-13: 9783860478134)

leichte Gebrauchsspuren

215x135 mm

460

800 g

Hardcover/gebunden

Deutsch

»Seine Erscheinung war überaus schön, sein Blick, so ruhig und rein, war so beredt wie ein immer wohlwollendes Wort und erweckte Vertrauen, weil dieser Blick in Harmonie war mit einem graziösen, wenngleich halb ernsten Lächeln.«

»Worüber ich lache? Uber die Hundedemut und Nichtigkeit dieses Metternichs. Hätte ich ihm während des Gespräches mit Dir einen Tritt in den Hintern gegeben, Du hättest vorne nicht das leiseste Zucken seines süßen Mundes wahrgenommen!«

»Wo er erschien, stand er im Mittelpunkt, wenn er ging, hinterließ er Leere und Bedauern. Wie ein Chamäleon vermochte er sich seiner Umgebung anzupassen; er wechselte die Farbe, verlor jedoch nie die Contenance.«

In allen Zitaten ist von der gleichen Person die Rede: Klemens Fürst Metternich, geboren 1773 in Koblenz, gestorben 1859 in Wien. Brillant beschreibt Franz Herre den Rheinländer am österreichischen Hof und entrollt gleichzeitig ein farbiges Tableau der Zeit. Das Rheinland bezeichnete Metternich als seine Heimat, Europa als sein Vaterland. Er wurzelte im Rationalismus und aufgeklärtem Humanismus und lehnte von

Anfang an die Französische Revolution ab. Sein politisches Ziel war die Erhaltung Österreichs als Vielvölkerstaat und ein Gleichgewicht der Kräfte in Europa. Sein Bestreben, Frieden zu schaffen und zu erhalten, entsprang nicht einem Humanitätsgefühl oder Pazifismus; vielmehr ging es ihm darum, eine Welt mit Ordnung und Moral nach seinen Wertvorstellungen zu erhalten. Von dieser Ordnung wußte man, was zu erwarten war. Was eine neue Ordnung bringen würde, war ungewiß, auf jeden Fall ein Rütteln an den bisherigen Besitzständen und Klassen. Daß er allmählich von den überall auflodernden demokratischen Bestrebungen überrollt wurde und immer weniger Bundesgenossen für seine Politik fand, machte ihn zunehmend starrer, verharrend, uneinsichtig. Trotzdem konnte er letztlich ein Auseinanderbrechen der alten Ordnung nicht aufhalten. Kr registrierte es mit Schmerz und hoffte: »In hundert Jahren wird der Geschichtsschreiber mich ganz anders beurteilen als alle die, die heute mit mir zu tun haben.«

1997

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