Kloster Arnsburg in der Wetterau Seine Geschichten - seine Bauten – Buch gebraucht kaufen

3784540503

(ISBN-13: 9783784540504)

leichte Gebrauchsspuren

80

484 g

Hardcover/gebunden

Deutsch

Zustand siehe Bild. Zusätzlich: Ecken und Kanten kaum bestoßen. Seiten und Buchschnitt altersbedingt kaum abgedunkelt. Guter Zustand.


Aufnahmen von Helmut Lindloff

Herausgegeben vom Freundeskreis Kloster Arnsburg e. V.

Lange Zeit rauschte der Verkehr auf der Straße Butzbach-Lich (B 488) am Kloster Arnsburg vorbei, das, umgeben von weiten Wäldern, verborgen im stillen Talgrund der Wetter liegt. Noch vor einigen Jahrzehnten wußten nur wenige vom Reiz und vom Reichtum der Landschaft rings um das ehemalige Zisterzienserkloster unweit des alten römischen Limes. Und wer es aufsuchte, tat es vor allem im Sinne der Ruinenromantik, die ihn hier umfing.
Das hat sich von Grund auf geändert. Das Bild einer bedeutenden Kulturlandschaft in der hessischen Wetterau wurde in den letzten Jahrzehnten bereichert und neu belebt, als seit 1958 und zuletzt wieder 1984 umfangreiche Ausgrabungs- und Wiederherstellungsarbeiten im Kloster selbst und in seiner nächsten Umgebung erfolgten. Die Resultate dieser Untersuchun-gen sind überraschend vielfältig - wer sich heute diesem Gebiet zuwendet, begegnet auf engstem Raum Zeugnissen aus mehreren Epochen der Geschichte, von der Römerzeit bis ins 20. Jahrhundert.
Das römische Kastell Altenburg, das im 1. Jahrhundert erbaut wurde und bis ins 3. Jahrhundert hinein bestand, liegt einen Kilometer westlich des Klosters, und der Limes, dem dieses Kastell zugeordnet war, zieht nur wenig ostwärts am einstigen Zisterzienser-Areal vorbei. Zwischen Kastell und Limes - und lang nachdem die Römer beide aufgegeben hatten - entstanden im Mittelalter zwei Burgen, von denen die ältere um 800, die jüngere um 1000 angesetzt wird. Und sie wiederum wurden im 12. Jahrhundert abgelöst durch Klosteranlagen, ein Benedikti-nerkloster zunächst an der Stelle des römischen Kastells (1151) und dann, als dieses nicht reüssierte, das Zisterzienserkloster Arnsburg (1174), dessen monumentale Anlage die Jahrhunderte überdauert hat. Es entstand im Gebiet der alten Arnsburg, als deren Herren sich einen neuen Sitz in der gewaltigen Burganlage der nahen Münzenburg geschaffen hatten, deren zwei Türme weithin die Wetterau beherrschen.
Die Widrigkeiten der Geschichte gingen auch am Kloster Arnsburg nicht vorbei. Zunächst brachte der Dreißigjährige Krieg umfangreiche Schäden. Doch danach bauten tüchtige Äbte das mittelalterliche Kloster großzügig im Stil ihrer Barockzeit auf und aus. Die nächste Zerstörung kam, als das Kloster nach über 600jährigem Bestehen 1803 aufgehoben und dem Verfall preisgegeben wurde. Die Dächer fielen, manche Gebäude wurden abgebrochen, nur die Barockbauten wurden, nunmehr als Schloß der Grafen von Solms-Laubach, noch in-standgehalten.
Der Verfall schien endgültig zu sein, doch gerade noch rechtzeitig kam mit erwachendem und erstarkendem Geschichtsbewußtsein auch die Überzeugung auf, daß historische Denkmäler bewahrt werden müssen. Finanzielle Mittel für Maßnahmen im großen Stil allerdings standen erst in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg zur Verfügung. Auf der Suche nach einem Ort, an dem die in Oberhessen verstreut liegenden Kriegstoten bestattet werden könnten, kam der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf Arnsburg. In Zusammenarbeit mit dem Gießener Archäologen Willy Zschietzschmann, der gräflich Laubachschen Verwaltung und später dem Freundeskreis Kloster Arnsburg unternahm man wissenschaftliche Ausgrabungen, ging zielstrebig daran, die Substanz der mittelalterlichen Bauten zu sichern, und schuf im ehemaligen Kreuzgarten des Klosters einen Friedhof, einen der würdigsten für Opfer des zweiten Weltkrieges.
Dahinter stand und steht das Bewußtsein, von dem W. Zschietzschmann einmal gesprochen hat: daß »im Beisammensein des einst Gebauten und des heut natürlich Gewachsenen die Steine zu uns in einer Sprache reden, die nicht nur Vergangenheit ist, sondern unmittelbare, erlebbare Gegenwart«.

1989

BN9493