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Rudolf Großkopff ***UNSERE 50er (fünfziger) JAHRE *** Wie wir wurden, was wir sind*** geb.Buch *wie neu * – Buch gebraucht kaufen

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Autor/in:
ISBN:

3821856203

(ISBN-13: 9783821856209)
Zustand:
wie neu
Verlag:
Seiten:
256
Einband:
Hardcover
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:
Rudolf Großkopff ***UNSERE 50er (fünfziger) JAHRE "Wie wir wurden, was wir sind"
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag von 2005, Eichborn Verlag, 256 Seiten. Sehr gut erhalten, wie neu.

Die 50er-Jahre - das waren Motorroller und deutsche Teilung, 17. Juni und Toast Hawaii.
In keinem anderen Jahrzehnt nach dem Krieg lagen Verzweiflung und Aufbruchstimmung so nah beieinander.
Rudolf Großkopff verbindet große Geschichte und private Schicksale zu einem eindringlichen und lebendigen Porträt eines widersprüchlichen und spannenden Jahrzehnts.

Die Fünfzigerjahre sind die Dekade mit dem schlechtesten Ruf in der Nachkriegszeit. "Sie waren das muffigste und zu Recht vergessene Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts", heißt es Anfang 2005 in der monatlichen Kulturbeilage des Spiegel. An Schlagworten dieser Qualität herrscht kein Mangel.

Die Autorin Heide Riedel schrieb vor einigen Jahren über den typischen Bundesbürger jener Zeit: "Er baute auf, aß sich einige Speckgürtel an, hörte dabei Radio, und als er satt war, reiste er."
Piefig, miefig, spießig, lautet das weit verbreitete Klischee; und manch einer mag denken: Ein Glück, dass ich nicht dabei war.
Es hat auch Versuche gegeben, die Ära sensibler zu verstehen und zu schildern. Klaus Harpprecht sprach einmal von der "radikalsten sozialen Umwälzung" seit dem Dreißigjährigen Krieg.

Die Fenster und Türen zur Welt hätten sich geöffnet; die Wirklichkeit sei komplizierter gewesen als die von einem Buch ins andere, von einem Feuilleton ins nächste weiter geschleppten Klischees.
Viele Menschen, die dabei waren, halten daran fest, dass ihre Fünfziger zwar in einigem den bis heute gängigen Gemeinplätzen ähnelten, aber gleichzeitig auch ganz anders waren.
Die Jahre zwischen 1950 und 1960 bestanden nicht nur aus Restauration, Prüderie und Langeweile, sondern waren voll von heftigen Konflikten, kultureller Vielfalt, Lebensfreude und dramatischen Entwicklungen, die Deutschland grundlegend veränderten und bis ins dritte Jahrtausend fortwirken.
Das galt für ganz Deutschland, wenn auch mit unterschiedlichen politischen Vorzeichen und Ergebnissen. Hat das Jahrzehnt seinen schlechten Ruf also nur deshalb, weil es am wenigsten bekannt und am meisten verkannt ist?

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Verlagstext:
Die langweiligen, die spannenden Jahre Eine Eröffnungsbilanz Die Fünfzigerjahre sind die Dekade mit dem schlechtesten Ruf in der Nachkriegszeit. "Sie waren das muffigste und zu Recht vergessene Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts", heißt es Anfang 2005 in der monatlichen Kulturbeilage des Spiegel. An Schlagworten dieser Qualität herrscht kein Mangel. Die Autorin Heide Riedel schrieb vor einigen Jahren über den typischen Bundesbürger jener Zeit: "Er baute auf, aß sich einige Speckgürtel an, hörte dabei Radio, und als er satt war, reiste er." Piefig, miefig, spießig, lautet das weit verbreitete Klischee; und manch einer mag denken: Ein Glück, dass ich nicht dabei war. Es hat auch Versuche gegeben, die Ära sensibler zu verstehen und zu schildern. Klaus Harpprecht sprach einmal von der "radikalsten sozialen Umwälzung" seit dem Dreißigjährigen Krieg. Die Fenster und Türen zur Welt hätten sich geöffnet; die Wirklichkeit sei komplizierter gewesen als die von einem Buch ins andere, von einem Feuilleton ins nächste weiter geschleppten Klischees. Viele Menschen, die dabei waren, halten daran fest, dass ihre Fünfziger zwar in einigem den bis heute gängigen Gemeinplätzen ähnelten, aber gleichzeitig auch ganz anders waren. Die Jahre zwischen 1950 und 1960 bestanden nicht nur aus Restauration, Prüderie und Langeweile, sondern waren voll von heftigen Konflikten, kultureller Vielfalt, Lebensfreude und dramatischen Entwicklungen, die Deutschland grundlegend veränderten und bis ins dritte Jahrtausend fortwirken. Das galt für ganz Deutschland, wenn auch mit unterschiedlichen politischen Vorzeichen und Ergebnissen. Hat das Jahrzehnt seinen schlechten Ruf also nur deshalb, weil es am wenigsten bekannt und am meisten verkannt ist? Eine "seltsame Mengung der Gefühle" Mama reckt ein nacktes Baby hoch, Papa ein Sektglas. Lächelnde Großeltern flankieren das glückliche Trio. Die viel gelesene Illustrierte Quick druckt die vollendete Idylle auf der Titelseite ihres Neujahrsheftes 1950. Das Foto spiegelt allerdings mehr Wunschdenken als Wirklichkeit wider. Denn die soziale, wirtschaftliche und psychische Situation der Deutschen ist höchst ungewiss, in der Bundesrepublik wie in der DDR. Bundespräsident Theodor Heuss sagt in seiner ersten Neujahrsansprache: "Wir gehen in das neue Jahr mit einer seltsamen Mengung der Gefühle." In den Städten erinnert jeder Gang auf die Straße daran, dass es keine normalen Zeiten sind. Die berühmten Trümmerfrauen haben ihren Dienst getan, Fahrbahnen und Trottoirs sind weitgehend vom Schutt geräumt. Doch noch immer ragen überall Ruinen empor, durch deren Fensterhöhlen der Wind pfeift. Viele Stadtkinder haben noch nie eine intakte Straßenflucht gesehen, sie kennen nur Fronten, die wie schlechte Gebisse von Lücken durchsetzt sind. An den Ruinenwänden können sie entdecken, wo einmal das Bad, die Küche, der Wohnraum waren. Und auf den Trümmergrundstücken stehen Schilder "Betreten verboten", weil Wände oder Decken zusammenstürzen könnten. Aber kaum einer hält sich daran. Den Kindern dienen solche Grundstücke als frühe Abenteuerspielplätze, die Erwachsenen haben Trampelpfade als Wegabkürzung darüber gelegt. Unkraut, Sträucher und Bäumchen, vorzugsweise die anspruchslosen Birken, übergrünen allmählich die Schuttberge. Die Bauwirtschaft ist zwar angesprungen, aber im Vordergrund steht noch immer die Schadensbeseitigung, oft in provisorischer Form: einstöckige Geschäfte, errichtet auf den alten Fundamenten. Die ostdeutschen Städte wirken bunter, jedoch nur wegen der riesigen Transparente, die den Sieg des Sozialismus verheißen. Autos sind rar, Parkuhren und Verkehrsampeln um 1950 nicht einmal dem Namen nach bekannt. Immerhin fehlen inzwischen jene merkwürdigen Gefährte, die mit Holzgas betrieben wurden, als es kein Benzin gab. Das Verbrennen von Holz erzeugte den Ersatzantriebsstoff, und das geschah in hohen Behältern, die vor allem an Lastwagen neben dem Führerhaus hochragten. Mercedes hat schon das erste neue Modell auf den Markt gebracht und wirbt nun für den klassisch wirkenden 170 D. Auch Volkswagen hat 1950 die ersten 50000 Exemplare des Käfers ausgeliefert, einen Großteil allerdings ins Ausland. Die meisten Autos sind Vorkriegsmodelle, hundertmal geflickt, und gehören entweder Behörden oder Firmen. Privatautos sind die Ausnahme. Straßenbahnen, Busse, U- und S-Bahnen fahren Anfang der Fünfzigerjahre fast überall wieder. Sie bestreiten, neben dem Fahrrad, den Hauptteil des Personenverkehrs innerhalb der Städte. Viele Wagen tragen die Spuren der Kriegsschäden, und grundsätzlich gilt, dass alles, was sich auf Schienen bewegt, quietscht und rumpelt. Die Anwohner leiden, ohne zu klagen. Der Lärm gehört dazu. An Autobahnen gibt es nur jene 2100 Kilometer, die in der NS-Zeit und davor entstanden sind. Die Land- und Fernstraßen sind kurvenreich und voller oberflächlich ausgebesserter Schlaglöcher. In den ostbayerischen Mittelgebirgen schneidet der Schnee manche Dörfer im Winter wochenlang von der Außenwelt ab. Den Großteil des Überlandverkehrs erledigt die Bahn, die in dieser Zeit noch ein sehr dichtes Netz betreibt und auch abgelegene Orte bedient. Das Reisen mit ihr ist kein Vergnügen. Die Waggons sind alt und ungepflegt, die mit Kohle betriebenen Lokomotiven stoßen eine Menge Dampf und Ruß aus. Um viele ländliche Gegenden hat der Krieg einen Bogen geschlagen - keine zerstörten Häuser, keine Besatzungstruppen, keine Erfahrungen mit dem Hunger. Dank ihres Monopols bei der Erzeugung von Lebensmitteln haben sich die Bauern eine komfortable Stellung verschafft. Vieles ist in den Schwarzhandel geflossen, der vorgeschriebenen Erfassung aller Lebensmittel zum Trotz. Noch immer kursieren Witze über Landwirte, die ihre Ställe angeblich mit eingetauschten Perserteppichen ausgestattet haben. Doch auch auf dem Land ist das Leben hart. Maschinen sind rar, sodass die Arbeit der Bauern eine Plackerei ist, die gerade noch Zeit für den sonntäglichen Gottesdienst und einen Gang ins Wirtshaus lässt. Die Stadt ist weit, und die einzige Verbindung zum Weltgeschehen ermöglicht für viele das Radio. So denken und leben die Leute auf dem Land völlig anders als die Bewohner der Stadt. Die Angleichung beginnt erst, als im Laufe des Jahrzehnts viele Beschäftigte der Landwirtschaft in andere Berufe wechseln und die Motorisierung die Regionen aneinander rückte. Zum Straßenbild gehören die Kriegsblinden und zurückgekehrten Soldaten, denen ein Arm oder ein Bein oder mehrere Gliedmaßen fehlen. Manche verfügen über Prothesen, andere bewegen sich mit Krücken, in primitiven Rollstühlen oder sogar auf Rollbrettern vorwärts. Sie haben den leeren Ärmel oder das nicht mehr benötigte Hosenbein umgeschlagen und mit Sicherheitsnadeln befestigt. Viele Männer und Frauen tragen noch immer Mäntel oder Jacken, denen man ansieht, dass sie aus Decken entstanden oder gewendet sind. Nicht jeder kann sich nämlich die von C&A und anderen Geschäften angebotene Nachkriegsmode leisten, die für Frauen Schwingendes, für Männer Anzüge und Mäntel mit eckigen Schultern bevorzugt. Ins Büro, in die Firma, in die Schule geht der Mann in Krawatte und Anzug, und sei er noch so durchscheinend. Die Frauen tragen Kleider oder Röcke, darunter Korsetts mit Strumpfhaltern, lange Hosen gelten als frivol. Und zum ordentlichen Menschen gehört natürlich eine Kopfbedeckung. Frauen lassen sich Hüte von Handwerkerinnen herstellen, die Modistinnen oder Putzmacherinnen heißen. In vielen Städten erinnern die fremden Soldaten jeden Tag daran, dass die Deutschen nicht Herr im eigenen Haus sind. Franzosen, Engländer, Russen und Amerikaner wohnen in abgeschlossenen Vierteln, meist in Kasernen der früheren Reichswehr, wo sie ein eigenes Leben mit eigenen Läden, Kirchen, Kinos und anderen Vergnügungsstätten führen. Aber sie gehen auch nach draußen unter die Deutschen, die Fraternisierungsverbote sind ausgelaufen. In der Regel ist das Zusammenleben erstaunlich unproblematisch, und die große Liebe oder der kleine Flirt zwischen dem "Fräulein" und dem GI sind nicht selten. Überhaupt geben sich die Amerikaner am lockersten, am verschlossensten bleiben die Russen. Die Menschen haben genug vom Krieg. Als mit den wachsenden Spannungen zwischen Ost und West die ersten Ideen für eine Wiederbewaffnung der Deutschen kursieren, mahnt Bertolt Brecht 1950 in einem Gedicht: Ihr, die ihr überlebtet in gestorbenen Städten Habt doch nun endlich mit euch selbst Erbarmen! Zieht nun in neue Kriege nicht, ihr Armen, als ob die alten nicht gelanget hätten: Ich bitt' euch, habet mit euch selbst Erbarmen. Beim Volk trifft so etwas auf offene Ohren. In der Bundesrepublik sprechen sich um diese Zeit bei Umfragen drei von vier Bürgern gegen eine neue Aufrüstung aus. Und ein nachmals berühmter bayerischer Jungpolitiker fordert markig: "Wer noch einmal ein Gewehr in die Hand nimmt, dem soll die Hand abfallen." Derselbe Franz Josef Strauß wird schon bald kräftig die Trommel rühren und 1956 Bundesverteidigungsminister werden. Die SED lässt Umfragen dieser Art nicht zu, aber alles spricht dafür, dass die Stimmung in der DDR ähnlich ist. Dessen ungeachtet haben die SED und die russische Besatzung schon bald nach dem Krieg die bewaffnete Deutsche Volkspolizei (DVP) aufgestellt. Daraus wird dann Anfang des nächsten Jahrzehnts die Kasernierte Volkspolizei (KVP) und daraus wiederum die Nationale Volksarmee (NVA). Die Aufrüstung hat hier früh begonnen. Die Stimmung gegen ein neues Militär ist abgekoppelt von der Einschätzung der politischen Situation. Dass der Ost-West-Konflikt bedrohliche Formen annimmt, hat den Menschen spätestens die Berliner Blockade vor Augen geführt. Vom 24.Juni 1948 bis zum 12.Mai 1949 sperrten die Sowjets die Zufahrtswege durch ihre Zone nach Berlin. Die westlichen Alliierten, allen voran die Amerikaner, versorgten Westberlin aus der Luft mit den unentwegt hin und her pendelnden "Rosinenbombern". Seitdem schwelt die Angst vor weiteren Zuspitzungen und möglichen militärischen Konflikten immer stärker, ohne dass die Deutschen Einfluss nehmen könnten.
Erschienen:
2005
Bestell-Nr.:
BN21643

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