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Romane und Erzählungen aus Osteuropa von TaebL
aus der Sparte Länder und Reisen: Osteuropa

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Meines Helden Platz
Autor/in: Parti Nagy, Lajos

Eine Meistersatire aus Ungarn

Natürlich ist es lästig, wenn plötzlich eine von den Täubinnen, die kürzlich in dein Haus eingezogen sind, vor deiner Tür steht und sich deine Mikrowelle zum Brüten ausleihen will, aber man will ja die gute Nachbarschaft nicht gefährden. Natürlich ist es ein bißchen unheimlich, wenn plötzlich marodierende Taubenschlägertrupps die Straßen unsicher machen. Aber muß man sich denn in alles einmischen? Doch was, wenn plötzlich der Obertäuberich in deiner Wohnung steht, und dir zu deinem künftigen Beitrag zur Taubenweltherrschaft gratuliert? Was, wenn du eines Morgens aufwachst und bemerken mußt, daß übelriechende Hilfstauben an dir herumdoktern: Man hat dir Flügel eingepflanzt, weil du der Prototyp auf dem Weg zur Menschentaube oder zum Taubenmenschen werden sollst. Die Schmerzen sind schlimm, aber noch viel grausamer sind der Obertäuberich und seine Gattin in ihrer Dummdreistigkeit, in ihrem ideologischen Wahn, in ihrer ständigen sexuellen Aufgekratzheit, kurz: in ihrem politischen Knallchargentum. Doch mit der Zeit findest du immer mehr Geschmack daran, im Inneren der Macht zu residieren und an den Formationsübungsflügen teilzunehmen: war Fliegenzukönnen nicht immer schon ein Menschheitstraum? Und ist der Geschmack der Macht am Ende nicht doch ein süßer?

Lajos Parti Nagy erfindet in seiner satirischen Parabel dem politischen Irrsinn eine eigene Sprache: mit dem unerhörten, abgrundtief komischen Gelaber der Welteroberungsfanatiker, das Terézia Mora kongenial ins Deutsche übertragen hat, gibt der Roman ein bestechendes Psychogramm terroristischer Politik.

Dtsch. v. Terezia Mora

2005 - Luchterhand Literaturverlag
2007 - btb

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Der Tod des Mädchens mit den Schwefelhölzchen
Autor/in: Feric, Zoran

Warum biegen sich Menschen bei Kinderbegräbnissen vor Lachen und was ist es, was den Tod einer Sechsjährigen auf einer kroatischen Insel mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Imperien in Osteuropa in Verbindung bringt? Und was hat ein Schwefelhölzchen mit dem Tripper eines Zwitters zu tun? Die Chaostheorie verwandelt sich in eine diabolische Groteske: Alle kleinen und großen Krankheiten dieser kleinen Stadt verschmelzen zu einer alles umfassenden Paranoia, die einer allgemeinen Verunsicherung entspringt, dem Verlust jeglichen Rückhalts in Erinnerung, Geschichte und Moral. Nach den Erzählbänden Walt Disneys Mausefalle und Engel im Abseits, die vom Feuilleton euphorisch aufgenommen wurden, nun Ferics erster Roman: ein Kriminalroman mit Elementen des Horrors, ein Detektivroman, der sich dem Autor unter der Hand in ein existentielles Drama verwandelt und anschließend wieder zum Genre zurückfindet.

Ein balkanisches Twin Peaks, ein Roman, in dem Angst und Paranoia mit Sex und Humor gewürzt sind.

Aus d. Kroat. v. Klaus D. Olof

2003 - Folio, Wien

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Hotel Nirgendwo
Autor/in: Bodrozic, Ivana

Ivana Bodrozic erzählt davon, wie Krieg zur Normalität wird. Ihr Debüt ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das während des Krieges in Kroatien heranwächst, aber nie die Hoffnung verliert. Mit neun Jahren, 1991, muss sie aus Vukovar flüchten. Schon bald ist ihr Vater verschwunden, täglich hofft sie auf eine Nachricht von ihm. Im Lager schließt sie neue Freundschaften und erlebt das, was Pubertät ausmacht. Das Buch ist ein großes Dokument der Selbstbehauptung, voller Witz und Leichtigkeit, ohne falsche Sentimentalität. Mit den Augen von Ivana Bodrozic betrachtet, erscheint die Realität des Krieges in einem neuen Licht.

Übersetzung: Bodrozic, Marica

2012 und 2018 - Zsolnay

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Die Ohrfeige
Autor/in: Albahari, David

Der Erzähler in David Albaharis neuem Roman hat viel Zeit. Einmal die Woche schreibt er eine Kolumne für eine Belgrader Zeitung, ansonsten macht er das, was viele in zerfallenden autoritären Regimen tun: Er macht sich unsichtbar. Was bleibt, sind die kleinen, täglichen Rituale, die ihn daran erinnern, dass das Leben wirklich vergeht: der morgendliche Spaziergang an die Ufer der Donau, die von Joints befeuerten philosophischen Gespräche mit Marko, seinem besten und einzigen Freund - und die langen, dunklen Nächte in seiner kleinen Wohnung, die er mit alten Vinylplatten von Cream, den Beatles und Marianne Faithfull teilt. Den Zumutungen des Alltags begegnet er mit einer humorvollen Melancholie, die sich als stoischer Fatalismus tarnt - bis eine zufällige Beobachtung seine Neugier weckt: Ein junger Mann ohrfeigt eine junge Frau. Sein unmittelbarer Impuls, dem Übeltäter zu folgen, weicht dem Gefühl der Unsicherheit, als er einen weiteren Mann bemerkt, der ihn und die Szene gesehen hat. Kurz darauf sind beide Männer und die Frau verschwunden, und unser namenloser Erzähler versucht ein Rätsel zu lösen, das scheinbar keine Lösung hat...

Ein Roman aus dem Geist von Hitchcock? Vielleicht. Aber eher ein Literatur gewordenes Mysterium von Tarkowskij, das in einer kunstvoll monologischen Sprache davon erzählt, wie das Absurde sich des Alltäglichen bemächtigt und die Wirklichkeit zu Fall bringt.

Aus d. Serb. v. Mirjana u. Klaus Wittmann

2007 - Schöffling
2010 - dtv

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Menschen im August
Autor/in: Lebedew, Sergej

Russland im August 1991: ein Putsch bringt das Land zum Beben, Gorbatschow wird abgesetzt, Jelzin übernimmt die Macht und Putin kann kaum erwarten, der Nächste zu sein. Das Land zerfällt. Nichts ist mehr, wie es Jahrzehnte lang war. Die einen verscherbeln Bodenschätze und Panzer und werden Multimillionäre, die anderen versinken in bitterer Armut. In dieser Zeit des totalen Umbruchs entdeckt der Ich-Erzähler das Tagebuch seiner Großmutter und erkennt, dass das Schweigen über die Vergangenheit gebrochen werden muss, wenn Russland eine Zukunft haben will. Ein hochaktueller, ein spannender Roman über ein Land, das schon lange keine Weltmacht mehr ist.

Aus dem Russischen von Franziska Zwerg

2015 - S. FISCHER

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Mein Leutnant
Autor/in: Granin, Daniil

Sie haben uns einen fremden Krieg zugeschrieben

70 Jahre nach Kriegsende setzt sich der große russische Autor Daniil Granin mit seiner "Schützengrabenwahrheit" (1941-1944) auseinander und entwirft das vielstimmige, erschreckende und bisher unbekannte Bild eines Krieges, wie ihn weder russische noch deutsche Historiker beschreiben könnten.
Der Roman wurde 2012 mit dem Preis "Großes Buch" ausgezeichnet.
"Unser Krieg war ungeschickt, unsinnig, aber das wurde nicht gezeigt und darüber wurde nicht geschrieben. Unser Krieg war ein anderer." Daniil Granin

"Ein guter Schriftsteller! Diese Leute sterben aus, die den Krieg mitgemacht haben. Wir sind die letzten." Helmut Schmidt

Sofort nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juli 1941 meldete sich Daniil Granin als Kriegsfreiwilliger. Unerfahren und unbewaffnet wurde er "in den Fleischwolf" des Krieges geworfen. Aus der Perspektive des jungen Leutnants D. und aus heutiger Sicht hinterfragt Granin die Wahrheiten der Vergangenheit und der Gegenwart. Unbewältigte Kriegstraumata, unsinnige Menschenopfer und Verluste, die Opferung ganzer Armeen aus ideologischen Gründen, aber auch die tragische Heimkehr traumatisierter Kriegsveteranen, die mit ihren physischen und psychischen Schäden allein gelassen wurden, mit all diesen lange verschwiegenen Seiten des Krieges setzt sich Granin in diesem zutiefst beeindruckenden Roman auseinander.

Übersetzung: Lebedewa, Jekatherina

2015 - Aufbau-Verlag
2016 - Aufbau TB

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Die Untermieterin
Autor/in: Krall, Hanna

Den Krieg als jüdisches Kind in Polen überlebt zu haben - versteckt auf der »arischen« Seite - bedeutet ein jahrelanges Über-Leben in Angst und Fremdheit, ein ständiges Verdrängen von Trauer, die den Überlebenswillen zu unterhöhlen droht, eine schon automatisierte Wachsamkeit und Selbstbeherrschung. Von den Folgen dieses Überlebens handelt der autobiographische Roman Hanna Kralls.

Die Untermieterin, das jüdische Mädchen Marta, das den Krieg in großen, häufig leeren Wohnungen verbracht hat, ist die eine Ich-Erzählerin des Romans. Die andere »Maria« ist ihr alter ego. Real ist sie die Tochter der Familie, die Marta versteckt. In der Phantasie ist sie alles, was die »Untermieterin« hätte sein können, wenn ihr nicht ein jüdisches Schicksal beschert worden wäre: eine Polin, die in der Tradition der polnischen Gesellschaft verwurzelt ist, die dazugehört.

Der Roman Hanna Kralls ist nicht zufällig in der Zeit des intensivierten Nationalgefühls und des allgemeinen gesellschaftlichen Aufbruchs durch die Solidarnosc-Bewegung entstanden. Die Ereignisse haben bei der Autorin sowohl die alte Sehnsucht des Dazugehörens wie auch das Gefühl der Fremdheit gegenüber.

Aus dem Polnischen von Anna Leszczynska

Neue Kritik - 1986 (nach wie vor lieferbar)
Sammlung Luchterhand - 1990

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Castorp
Autor/in: Huelle, Pawel

Im Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann findet sich der Satz, daß die Hauptfigur Hans Castorp einige Semester in Danzig studiert habe - Pawel Huelle hat diese Bemerkung zum Ausgangspunkt für einen poetischen, atmosphärischen und spannenden Bildungsroman über Castorp in Danzig gemacht.Im Oktober 1904 kommt Hans Castorp nach Danzig, um dort Schiffbau zu studieren. Die Stadt, vor deren melancholischem Sog ihn sein Onkel, Konsul Tienappel, noch gewarnt hatte, zieht den knapp Zwanzigjährigen sofort in ihren Bann. Im benachbarten Zoppot verliebt er sich in eine junge Polin, Wanda Pielecka, die allerdings in eine Affaire mit einem jungen russischen Offizier verstrickt ist, in die auch Castorp am Ende mit hineingezogen wird. Um sich aus seiner Gefühlsverwirrung zu befreien, sucht Castorp Hilfe bei einem Psychologen, findet Trost bei Schopenhauer, dessen Spuren in Danzig er folgt. Am Ende kommt er bereichert und gereift, gestärkt durch eine erste, wenn auch unerfüllt gebliebene Liebe, nach Hamburg zurück.Ohne Thomas Mann nachzuahmen, aber voller Anspielungen nicht nur auf den "Zauberberg", auf Theodor Fontanes "Effi Briest", auf Schuberts "Winterreise" und vieles andere erzählt Pawel Huelle elegant, unterhaltsam, voller Ironie und Humor und zugleich mit einem Schuß Melancholie, denn natürlich ist dieser Roman auch ein Buch über die komplizierte und schmerzhafte Beziehung zwischen der deutschen und der polnischen Kultur und darüber, wie man sie aufs neue verknüpfen kann.

Übersetzung: Schmidgall, Renate

2005 - C.H.Beck
2007 - dtv

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Anarchy in the UKR
Autor/in: Zhadan, Serhij

"Vergiß die Politik, lies keine Zeitung, geh nicht ins Netz, verweigere deine Stimme" - so beginnt der "Linke Marsch", ein Kapitel aus Serhij Zhadans zweitem Prosaband, dem ein Song der Sex Pistols, Anarchy in the UKR, als Motto dient. Zhadan ist dabei, sich zur stärksten Stimme der jungen ukrainischen Literatur zu entwickeln - und zum Antipoden von Juri Andruchowytsch. Auch Zhadans Ich-Erzähler ist ständig im Zug oder in bizarren Landschaften unterwegs. Doch es zieht ihn nicht zu den Ruinen der habsburgischen Vergangenheit, sondern in die Industriebrachen des Donbass im Südosten des Landes - an die Orte des von den Sowjets zerschlagenen Anarchokommunismus. Niemand scheint sich an Nestor Machno zu erinnern. Anarchismus, das gab es nie. Bis er im November 2004 in Charkiw, zu Füßen des "#**!-Lenin-Denkmals", wiederaufersteht.

Aus d. Ukrainischen v. Claudia Dathe

2007 - Edition Suhrkamp

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