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10 lange Romane für die Robinson-Insel und fürs Leben von
Bookducker
aus der Sparte Romane/Erzählungen
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Diese Liste wurde 36 mal bewertet. Durchschnitt: 3,0 von max. 4 Sternen.
Der Mann ohne Eigenschaften
Autor/in: Robert Musil
Vorwort zur Liste:
Bis dato haben 36 BooklookerInnen diese Liste bewertet, wobei sich ein Durchschnitt von 3,0 Sternen ergab. Spricht das jetzt für oder gegen die Liste - oder eher für oder gegen die Bewerter ...? Vielleicht ein Hinweis zur Vermeidung von Missverständnissen: Bei "Insel" denke ich nicht an eine Ferien-Insel (Karibik, Malediven o.ä.), sondern an die bekannte Frage, welche Bücher (Schallplatten, Gegenstände etc.) man auf eine Insel mitnehmen würde, auf die man quasi als robinsonhafter Schiffbrüchiger verschlagen würde und die man also nicht so ohne weiteres wieder auf die Schnelle verlassen könnte. In einer derartigen (Not-)Situation wünschte man sich wohl weniger leichte Kost als vielmehr geistige Nahrung, die möglichst lange vorhält, und daher auch die sowohl inhaltlich als auch umfänglich eher schwergewichtigen Titel auf meiner Liste. Wer Lust, Zeit und Wörter zum ausführlicheren Kommentieren hat, der maile mir via Booklooker!
Und nun zu Robert Musil:
Zunächst einmal (auf den ersten 1000 Seiten ...) eine amüsante, sehr unterhaltsame Satire auf Zeit und Politik vor dem Ersten Weltkrieg - das kakanische Österreich in einem absurden Jubiläumsfeierwettstreit mit dem preußischen Deutschland. Dann aber auch ein Kompendium an fesselnden Ideen, ein Laboratorium zur Erprobung geistiger Versuchsanordnungen, eine Fundgrube voller poetischer, verblüffender Bilder, eine Fahrt durch Philosophie, Mystik und Wahnsinn...
Ansonsten gilt ja bekanntermaßen: Ein Roman sagt mehr als tausend Worte.
Der Zauberberg
Autor/in: Thomas Mann
Fast ist's wie im Märchen, das ja schon im Titel anklingt: Es war einmal ein sehr junger und ziemlich gewöhnlicher Mann namens Hans (Castorp) - eher ein Bettelknabe als ein Prinz, der wollt für eine kurze Zeit seinen lungenkranken Vetter in einem Davoser Höhensanatorium besuchen. Ohne dass er's wusste, führte ihn so seine Reise weg aus den Niederungen, in denen alles Fläche, aber weder Höhe noch Tiefe hat, und hinauf in die dünne Luft der Todeszone. Und ohne dass er danach suchte, fand Hans sich, und zwar unversehens märchenhafte sieben Jahre lang gleichsam gefangen in, befangen von dieser abgeschlossenen Welt der am Leben hängenden, zum Leben drängenden, aber dem Tod geweihten Existenzen - dem Tod geweiht wie ihre Epoche, die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Ein paar Grenzerfahrungen weiter, gewonnen in der eisigen Welt des Hochgebirges, der Liebe und der Philosophie, kann unser dem Abgründigen so zugetane Jungmensch endlich Ja sagen zum Leben, aus dem er dann aber, zurückgekehrt auf den flachen Boden der weltkriegerischen Tatsachen, sang- und klanglos scheidet, wie es der Schluss zu glauben nahelegt, den nur hoffnungswütige Optimisten als offen deuten. Und wenn nicht Hans gestorben ist, dann doch ein paar Hunderttausend andere im Schlamm von Verdun, und mit ihnen eine Welt der schwindsüchtigen Ideologien. Von Hans im Glück jedenfalls erzählt Thomas Manns voluminöser Roman nicht, der wahrlich mehr sagt als als tausend Worte...
Don Quixote
Autor/in: Cervantes
Man sollte meinen, dass schon ein jeder die Geschichte des Ritters von der traurigen Gestalt kennt, aber das ist wohl ein Irrtum. Jeder hat so sein Bild von diesem seltsamen Leptosomen samt seinem geduldigen Begleiter Sancho Pansa im Kopf, und früher hat man wohl die stark gekürzte Kinderfassung noch gelesen - aber wer tut sich heute noch einen 1000-Seiten-Wälzer aus dem frühen 17. Jahrhundert an? Nun, Genussleser mit Freude an urkomischen Schilderungen, ewigen Weisheiten im Gewand von grotesken Clownerien, hohen Gefühlen ob nun für Weib oder Pferd... Ein Schelm, wer gegen diesen Roman, der wahrlich mehr sagt als tausend Worte, seine Lanze richtet - mögen ihn die letzten Windmühlen hinwegwirbeln!
Ein kapitaler Brocken, aber aller Mühen wert. Als Strandlektüre natürlich problematisch, es sei denn, man kann wegen übler Quallen nicht ins Wasser, muss nicht quengelnden Kindern einstürzende Sandburgen reparieren oder seine Begleitung bei einem Cappuccino an der Strandbar unterhalten. Ideal also für Leute wie Robinson, bevor er auf Freitag stieß ...
Zur Sache? Nun, der "Ulysses" ist halt ein echtes Wörter-Buch ... Was so ein Annoncen-Acquisiteur in unbewusster Nachfolge seines Vorgängers Odysseus (= Ulysses) so alles an einem einzigen Tag (plus Nacht) im Dublin anno 1904 erlebt, geht auf keine Kuhhaut, aber locker auf die knapp 1000 Seiten dieses Anti-Schmökers, für den selbstredend gilt: Auch und gerade dieser Roman sagt mehr als tausend Worte!
Die Blechtrommel
Autor/in: Günter Grass
Lange nicht mehr gelesen - was jetzt darüber schreiben? Inhaltsangaben stehen im Netz und in jedem Literaturlexikon, außerdem habe ich die Handlung ohnehin fast gänzlich vergessen im Detail. Was aber blieb, sind Bilder - nein, gar nicht so sehr die vom Film, auch wenn die sehr einprägsam sind - Sprachbilder, Erinnerungshäuche an kraftsaftigen Feinsinn, traurige Clownerien, urkomische Tragödien (der Tod des mitgelaufenen Vaters durch das verschluckt-vernadelte Parteiabzeichen).. Das ließe sich so fortspinnen, aber ich muss aufhören, weil ich jetzt sofort nachlesen will, wie Oskar mit seiner Trommel den NS-Auflauf zu einer Tanzorgie verswingt ...
Ach ja, natürlich: Auch dieser Roman sagt mehr als tausend Worte.
Morbus Kitahara
Autor/in: Christoph Ransmayr
Düster, dieser Roman, felsgraue, dschungelgrüne, pechschwarze Farben prägen ihn - und doch welch Lesevergnügen, allerdings nicht eines der schenkelklopfenden oder auch nur der feinsinnig-verschmitzten Art. Ein tief-, um nicht zu sagen: todernstes Buch über Schuld und und Sühne und Vergebung, angesiedelt in einem Niemandsland in einer Niemalszeit, und doch scheint das Deutschland, das Österreich der unmittelbaren Nachkriegsjahre durch, das Kartoffelackerland, das büßen soll für Auschwitz und Mauthausen und -
und dessen Bewohner leiden unter diesem Morbus kitahara, dieser "Netzhautablösung mit raschem zentralem Gesichtsfeldausfall im Makulabereich" - und in der Seele ...
Ich wage die Prognose: dies Buch wird bleiben, wo auch immer!
Gullivers Reisen
Autor/in: Jonathan Swift
Eigentlich wollte ich hier das ungekürzte Original anpreisen, aber soeben habe ich eine von Martin Jenkins nacherzählte, von Chris Riddell wunderbar illustrierte Ausgabe aus dem Sauerländer-Verlag erstanden, und die soll hier nun gerühmt werden. Dass Swift ein großartiger Satiriker ist, wissen viele, aber dass er auch in seinem eher als Kinderstoff verrufenen "Gulliver" bitterböse uns das Abgründige im Menschen, also in uns, nahebringt, das kann einen schon schwindlig machen. Alle Abenteuer sind (gekürzt) drin, ob nun als Riese im Lande Liliput oder als Zwerg in Brobdingnag, später in den Königreichen Laputa, Balnibarbi, Luggnagg und Blubbdubdrib, und schließlich bei den Houyhnhnms, wo die weisen Pferde die miserablen Menschen - die Yahoos (!)- regieren. All das ist von Erzähllust und tiefer Skepsis über die sogenannte Menschlichkeit geprägt, so lustvoll-bissig, dass auch die Kurzfassung von Swifts Klassiker mehr sagt als tausend Worte.
Wilhelm Meisters Lehrjahre
Autor/in: Johann Wolfgang Goethe
Man glaube mir, dieser als "Bildungsroman" verschriene Klassiker - als wär die Bezeichnung schon schändlich! - ist viel spannender als "Der Prozeß", viel aufschlussreicher als Ranga Yogeshwar und viel menschlicher als der "Herr der Ringe"!
Also lesen, und dann kann man mir ja immer noch widersprechen! Und sei's nur deshalb, weil auch dieser Roman mehr sagt als tausend Worte.
Berlin Alexanderplatz
Autor/in: Alfred Döblin
Zwischen Franz Biberkopfs Entlassung aus dem Tegeler Gefängnis und seiner Auferstehung am Ende des Romans liegen Welten, genauer Unterwelten, nämlich die des 20-er-Jahre-Berlins, dessen Alexanderplatz - anders als die heutige Stadtöde - zum Brennpunkt großstädtischen Lebens und von Franzens Schicksal wird. Mehr Schicksal, mehr Stadt geht nicht (zumindest in der deutschen Literatur), und da all die Schläge, die Franz auf seinem Weg zum Gutmenschen hinnehmen muss, einerseits Mitgefühl, andererseits pure Leselust wecken, nimmt man gerne in Kauf, dass so manche kryptische Anspielung, so manch spätexpressiv sich austaumelnder Wortwahn gelegentlich Ratlosigkeit hervorruft und dabei doch immer wieder in einem 5-zeiligen Absatz mehr als tausend Worte sagt.
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Autor/in: Thomas Mann
Wer die doch auch sehr unterhaltsame Verfilmung mit Horst Buchholz kennt (in prächtigem Schwarzweiß), will das Buch lesen - wer sie nicht kennt, muss es lesen! Eine Gaunergeschichte voller Charme, Witz, Intelligenz, Sinn fürs Menschlich-Allzumenschliche ganz ohne übermenschliche "Helden", ein trickbetrügerischer Charmeur, dem die Welt, insbesondere die Damenwelt, zu Füßen liegt - und der sie trotzdem nicht mit Füßen tritt.
Einzig bedauerlich an diesem Kurzweil- und Langzeit-Roman: Er blieb Fragment, weil Thomas Mann leider nicht noch älter wurde, als er ohnehin schon war...
Und auch dieser Roman sagt mehr als tausend Worte.